Visuelle Wahrnehmung bei Säuglingen
Worum geht es?
Die Entwicklung im ersten Lebensjahr wird intensiv erforscht. Der Bereich, mit dem wir uns beschäftigen, ist die Fähigkeit des „binokularen“ oder „stereoskopischen“ Sehens. Beim binokularen Sehen handelt es sich um die Fähigkeit, die beiden Wahrnehmungseindrücke, die wir mit unseren Augen aufnehmen, in einen räumlichen Eindruck umzuwandeln. Diesen Effekt kennt man aus dem 3D-Kino: eine zweidimensionale Leinwand verwandelt sich in einen dreidimensionalen Raum, in dem sich die Protagonisten scheinbar völlig von der Leinwand lösen, auf uns zu kommen, uns in ihre Mitte nehmen oder aber in der Tiefe des Raums verschwinden. Dieser räumlichen Wahrnehmung liegt das binokulare Sehen zugrunde.
Wie funktioniert die binokulare Wahrnehmung?
Jedes unserer beiden Augen „fotografiert“ unsere Umgebung zunächst als ein zweidimensionales Bild. Es entstehen also immer zwei zweidimensionale Bilder. Aufgrund der unterschiedlichen Position der Augen im Gesicht unterscheiden sich die beiden Bilder leicht voneinander. Sie können dies nachvollziehen, indem Sie einen Gegenstand in Ihrer Nähe zunächst mit dem einen, dann mit dem anderen Auge fixieren. Die Perspektive verändert sich, die Bilder sind unterschiedlich. Erst im Gehirn werden die beiden Bildinformationen zu einem räumlichen Gesamtbild zusammengesetzt.
Ziel unserer Forschung
Die Fähigkeit zur binokularen (stereoskopischen) Wahrnehmung vollzieht im Verlauf der ersten Lebensmonate entscheidende Entwicklungsfortschritte. Uns interessiert zum einen, wie genau diese Entwicklungsfortschritte verlaufen. Außerdem untersuchen wir weitere im ersten Lebensjahr entstehende Fähigkeiten, an denen das binokulare Sehen beteiligt ist. So trägt das beidäugige Tiefensehen zur Wahrnehmung von Gesichtern und zur Erkennung des genauen Aussehens und der räumlichen Position der Objekte in unserer Umgebung bei. Beispielsweise untersuchen wir, inwiefern das binokulare Tiefensehen die Unterscheidung von Gesichtern erleichtert und ob es dazu beiträgt, ein Objekt, das kurzzeitig hinter einer Wand verschwindet, wiederzuerkennen, wenn es plötzlich wiederauftaucht.
Eine Untersuchung dauert nur wenige Minuten. Das Kind sitzt dabei auf dem Schoß eines Elternteils. Die Untersuchung ist völlig harmlos und es bestehen für das Baby keinerlei gesundheitlichen Risiken. Eine Untersuchung besteht darin, dem Baby auf einem speziellen Monitor 3D-Bilder zu zeigen. Der Monitor ist mit einer Vorrichtung ausgestattet, die die exakte Position der Augen des Kindes erkennt, um so einen klaren 3D-Eindruck zu erzeugen. Eine 3D-Brille braucht das Baby nicht zu tragen. Wir halten fest, wie lange und wann sich das Kind die von uns gezeigten Bilder anschaut. Es gibt hierbei keine „falschen“ oder „richtigen“ Reaktionen. Aus den Anschauzeiten können wir ablesen, ob es auf den dreidimensionalen Eindruck, der durch die Bilder erzeugt wird, reagiert hat.
Bei Interesse an einer Teilnahme oder Fragen zur Studie, melden Sie sich bitte bei unserem Kooperationspartner und Studienleiter Priv.-Doz. Dr. Michael Kavšek ( oder unserem Team der Babystudie (babystudie@hhu.de).